Weihnachtspostkarten – old school verzaubert

Weihnachtspostkarte

Nur zu Weihnachten – und selten aus dem Urlaub – erhält frau heute noch echte Postkarten, meist Weihnachtspostkarten. Sie kommen von Geschäftspartnern, Läden, Autohändlern und dem älteren, noch aktiven Familienanteil. Also der Generation 70plus.

Dank Instagram und Co sind die meisten von uns ja eh nie allein unterwegs. Alle Freunde, Bekannte, Verwandte und Follower sind immer mit dabei – ganz nah, in Echtzeit und oft sogar mit bewegtem Bild und Ton. Und der Möglichkeit direkt zu liken, zu antworten und weiter zu verbreiten. Schluß ist da mit Privatsphäre – oder dem hohen Gut des Postgeheimnisses. Wobei dies bei Postkarten ja immer schon eher fragil war…

Weihnachtspostkarten

Früher waren Weihnachtspostkarten wichtig, genau wie die kleinen bebilderten Grüße zum Geburstag, Ostern, Pfingsten, Namenstag, Neujahr und zu besonderen Jubiläen. Ich kenne es noch von meiner Oma und meinem Onkel – und auch mein Vater neigt ab und an dazu: wenn keine der anvisierten Karten pünktlich erscheint, ist irgendwas nicht in Ordnung. Der Versender krank, verärgert oder der Pflege sozialer Kontakte überdrüssig. Dann wird gegrübelt, beratschlagt und schließlich gehandelt – eine fehlende Weihnachtspostkarte kann zu einiger Verstimmung führen. In weiten Kreisen der Familie und Freunde. Es sollen schon Ehen daran zerbrochen sein.WeihnachtsgrußWeihnachtspostkarten waren auch um 1900 schon gern individuell gestaltet. Wer ein Händchen dafür – und die nötige Zeit und das Geld hatte – verewigte die eigene Familie im weihnachts-winterlichen Look. So ein wenig wie: „Mein Haus, meine Frau, mein Weihnachtsbaum“.

„Deutsche Weihnacht“

Ein ganz besonderes Buch, das ich eigentlich jedes Jahr wieder raushole, handelt von genau so einer Familie – also eigentlich von einem Ehepaar. Richard und Anna Wagner aus Berlin. Der Hobbyfotograf dokumentierte von 1900 bis 1945 den alljährlichen Weihnachtsbaum, mit all den Geschenken und Annehmlichkeiten, die sich das Paar zu dieser Zeit gönnte. Oder die aufgrund von Krieg oder Krise nicht zu haben waren.

Deutsche Weihnacht

Das Buch zeigt mithilfe der Fotos, die als Weihnachtspostkarten an Verwandte geschickt wurden und die nur durch Zufall in einem vollständigen Stapel erhalten blieb, Höhen und Tiefen und ich entdecke immer wieder neue Details, die mich berühren.

1900 in Deutsche Weihnacht

Auch meine Liebe für gute Fotografie kommt hier durchaus zu ihrem Recht. Birgit Jochens hat mit den Fotos aus dem Heimatmuseum Charlottenburg gezeigt, dass Heimatkunde nicht piefig und lahm sein muss. Und sie beweist es immer wieder. 2021 kam ein Buch über Berliner Köchinen raus … sehr spannend.

Postkarten sammeln

Guido sammelt Postkarten weniger wegen der schönen Motive, sondern wegen der Briefmarken und Postwege. Verstehe eine diesen Mann?!

Weihnachtspostkarte

Dabei erzählen die Bilder – anders als bei heutigen Karten, die entweder brav oder witzig sind (selbst der Kitsch lässt nach) – ganze Geschichten. Und wer sich wundert, warum die Menschen damals ihren Gruß so häufig vorne beim Schmuckbild platziert haben: die Rückseite war der Adresse vorbehalten.

Wohl der, die Sütterlin oder Kurrent lesen kann – denn selbst, wenn die Grüße sehr kurz und ein wenig „vorhersehbar“ sind – es sind auch immer mal wieder sehr persönliche Dinge versteckt, die zu finden es lohnt.

Rückseite Postkarte

Es gab bei der Adresse eher keine Straße und Hausnummer, aber der Beruf war vermerkt. So fand der Postbote die richtige Person. Heute undenkbar. Wenn ich sehe, was die armen Post-Paket-Bot:innen für riesige Bezirke haben. Und in diesem Jahr vor Weihnachten ist das Postaufkommen – auch wegen der Bestellerei – exponentiell gestiegen.

Weihnachtspostkarten


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