Puppenstuben – wer eine hat, will mehr

Puppenstube

Sie bieten einen perfekten Blick zurück in die Zeit: Puppenstuben und -häuser waren möglichst detailgetreue Abbildungen der Realität. Zunächst waren sie natürlich den Adeligen und Reichen vorbehalten, die die Miniaturen gern als Statussymbole nutzten.

Puppenstuben im Lauf der Zeit

Das älteste bekannte Puppenhaus in Deutschland soll 1558 für Herzog Albrecht V. von Bayern gebaut worden sein. Natürlich als reines Showobjekt – frei nach dem Motto „Mein Haus, mein Land, meine Puppenstube“ 🙂

In der Zeit des Biedermeier (1815-1848) sollten Puppenstuben die Mädchen spielerisch auf ihre Hausfrauenrolle vorbereiten. Später kamen auch einzelne Räume dazu – vor allem Küchen und Wohnstuben. So wie schließlich auch Kaufläden und Werkstätten. Mit denen durften sogar Jungs spielen…. die ja sonst zu Zinnsoldaten und Ballspielen verdammt waren.Puppenstuben

Puppenstuben wurden nun bereits industriell gefertigt. In den ärmeren Familien entstanden sie jedoch zumeist in Handarbeit und ganz ehrlich: das sind die Schönsten.

Und wer mal einen Blick auf eine Stadt aus Puppenstuben werfen mag – auch sowas gibt es. Zum Beispiel im thüringischen Arnstadt: „Mon plaisir“

Puppenstuben – der Klassiker: Küchen

Die Stube stammt aus den späten 1930er Jahren. Doch das größtenteils handgefertigte Inventar der Küche ist rund 10 Jahre älter.

25 Stuben hat das Wiener Ehepaar Kunert gesammelt – mit Fingerspitzengefühl und Sorgfalt. Die Stuben sind im oberen Stockwerk des Puppenmuseums Hintersee der Familie Ebner aufgestellt und mit teils detaillierten Informationen versehen.

Bei manchen Exponaten schlägt das moderne Vintageherz enorm hoch 😉 Denn blaues Emailgeschirr war nicht nur um 1930 im deutschsprachigen Raum gesucht… auch heute ist es heiß begehrt.

Und auch in schlechten Zeiten wurde Spielzeug gesucht und erschaffen. Die grüne Puppenstube entstand um 1940. Möbel und Herd um 1930, die Gebrauchsgegenstände sind aber wohl eher aus den 50er Jahren.

Puppenstuben – es geht auch anders

Spannend sind natürlich auch die Kaufläden, die als perfekte Vorbilder von heutigen Unverpackt-Läden taugen. Dabei kann ich mich erinnern, dass wir es damals als Besonderheit empfanden, wenn wir eine richtige Verpackung hatten… das war in den 70er Jahren 😉Kaufladen Puppenstuben

Aber auch Werkstätten und andere Miniaturen findet frau auf dem Weg durch die Ausstellung.

Backstube

Die Tischlerwerkstatt ist erst um 1980 entstanden – laut Info soll ein pensionierter Tischlermeister aus Salzburg sie gefertigt haben. Und wie für Handwerker üblich, war ihm die Funktionalität genauso wichtig wie das Aussehen. Damit unterscheidet sie sich natürlich von anderen Exponaten.

Tischlerwerkstatt

Es kommt auf die Details an

40.000 Einzelteile sollen es sein. Gezählt haben wir nicht, aber viel entdeckt 😉

Szene im Puppenmuseum

Im unteren Raum sind wandlange Glasregale, in denen sich unterschiedlichste Szenen des Lebens finden lassen. Hier reihen sich Krankenzimmer, Wohnküchen, Schulräume und Zooanlagen. Auch jede Art von Bären, Puppen und anderes Spielzeug findet hier Platz.

Hintersee und Joseph Mohr

Neun Jahre war Joseph Mohr, der Mann, der uns den Text von „Stille Nacht“ 1816 schenkte als Vikar (1828-1837) in Hintersee, einer der kleinsten Gemeinden Österreichs. Uraufführung des Weihnachtslieds war allerdings schon 1818 in Oberndorf. Das Haus, das nun das Puppenmuseum beherbergt und seinen Namen trägt, steht neben der Kirche und war zu Zeiten Mohrs ein Wirtschaftsgebäude des Gasthofs in Hintersee. Er lief also täglich daran vorbei, hat aber nicht darin gelebt oder gearbeitet. Dennoch hält man ihn hier in Ehren.

Wer den ganzen Weg des Liedes verfolgen will – Regula von Alt-werden-kann-ich-später ist ihm gefolgt.

Meine Reise wurde durch den Tourismusverband Fuschlseeregion* und Roswitha Winkler unterstützt. Danke dafür.

Die Fotos sind im Puppenmuseum des Joseph-Mohr-Hauses in Hintersee entstanden und ich bedanke mich herzlich für die charmanten Informationen und das Vertrauen von Albert Ebner jun. vom Gasthof Hintersee*.


3 Antworten zu “Puppenstuben – wer eine hat, will mehr”

  1. Wow! Bei permanenten Regen haben wir dieses Museum gemeinsam entdeckt. Journalistinnen nehmen Informationen unterschiedlich wahr, verknüpfen sie mit der persönlichen Geschichte und der aktuellen Befindlichkeit.
    Du, Anne, verstehst es hervorragend, Dinge auf den Punkt zu bringen, voller Wertschätzung der involvierten Menschen und immer als geniale, differenzierte Geschichten-Erzählerin.
    Puppenstuben waren mal zur Bildung von zukünftigen, angepassten Müttern und Ehefrauen gedacht. (Nicht Dein Ding, liebe Anne, DU gestaltest Familie selbstbewusst, systemorientiert mit offenen Grenzen und sehr liebevoll).

    Für mich haben Puppenstuben auch den Aspekt von heilen Welten.
    Ich mag die Physionomie von Teddybären, wie man sie bei Krempels findet.
    Es tut ganz einfach gut, gemeinsame Erlebnisse durch Deine Augen nachzuerleben. Danke für diesen wunderschönen Beitrag. Ich wünsche mir, so fotografieren zu können, wie DU!

    • Oh…. ich werde gerade ganz rot 😉
      Lieben Dank für deine liebevollen Worte, ich bin sehr gespannt auf „dein“ Puppenmuseum – wir haben ja schon gesehen, wie unterschiedlich unsere Motivauswahl war. Da werde ich sicherlich noch mal nachhaken.
      Liebe Grüße
      Anne

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